Teure Energie im Nach-Corona-Aufschwung

Der Energiemarkt, aber auch viele andere Rohstoffmärkte erleben seit Mitte 2021 einen rasanten Aufschwung. In der Coronakrise 2020 waren Nachfrage und Preise eingebrochen. Jetzt steigen sie weit über das Vor-Corona-Niveau. Das Angebot kann mit der Nachfrage nicht Schritt halten. Dies sorgt für eine Preisexplosion am Markt:
Die Großhandelspreise für Strom, Gas, Öl und Kohle haben sich binnen eines Jahres vervielfacht. Sowohl Energieversorger als auch Anbieter energieintensiver Produkte und Dienstleistungen werden diese erhöhten Energiepreise auf die Endkundenpreise übertragen müssen. An den Tankstellen und Energiebörsen ist dies bereits für jeden sichtbar. Viele – auch wir – haben auf eine Beruhigung Mitte 2022 gehofft. Die meisten Experten rechnen nun mit einer Energiepreiskrise bis Mitte 2023.

Die Weitergabe der Großhandelspreise geschieht bei Bürgergas – im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern – in beide Richtungen gleichermaßen. So haben wir 2019 und 2020 die Gaspreise gesenkt, jetzt müssen wir wieder erhöhen. Die ehrliche Preiserhöhung erscheint daher relativ hoch, weil sie von einem niedrigen Niveau ausgeht. Anbieter, die ihre Preise nicht gesenkt hatten, haben zwei Vorteile: In den Vorjahren hat man mit höheren Preisen mehr verdient, und die anstehende Preiserhöhung erscheint geringer.

Was ist das Besondere am Strommarkt?

Beim Strom gibt es in der Preisgestaltung weit weniger Spielraum, da staatliche Bestandteile rund drei Viertel des Endpreises bestimmen. So konnten wir unsere Strompreise in den letzten Jahren stabil halten. Mit der beschleunigten Energiewende ist dies leider nicht mehr möglich.

Da viele fossile Energieverbraucher auf Strom umgestellt werden sollen, z.B. beim Tanken, Heizen und in der Industrie, ist die Stromnachfrage so hoch wie noch nie. Der Wirtschaftsaufschwung nach Corona hat dies noch einmal verschärft und für steigende Preise im Großhandel gesorgt. Hinzu kommen die hohen Preise für Gaskraftwerke die bei Windflaute die Versorgung sichern.

In den nächsten Jahren wird der Bedarf an Strom weiter stark ansteigen. Investitionen in den Ausbau der Erneuerbaren werden damit nur mühsam Schritt halten, wegen Investitionsstau mit langen Genehmigungsverfahren, Materialknappheit und Fachkräftemangel. Der Umbau zu erneuerbaren Energien, die mit technischem Fortschritt und Massenproduktion zwar allmählich günstiger werden, wird noch viele Übergangsjahre dauern. Fallende Strompreise sind daher in naher Zukunft nicht zu erwarten. Strompreise werden insgesamt wetterabhängiger werden, der vorzeitige Kohleausstieg beschleunigt diesen Effekt.

Die stark steigenden Großhandelspreise führen zu einer Verminderung der Subventionshöhe der EEG Anlagen, so dass die EEG Umlage sinkt. Damit wird die Großhandels-Preissteigerung jedoch nur teilweise kompensiert.

BürgerGas gibt die EEG Umlagensenkung – wie auch die zeitweise Senkung der Mehrwertsteuer – direkt an die Kunden weiter. Denn die EEG Umlage (wie alle Steuern und Umlagen) ist für uns nur ein durchlaufender Posten, wir verdienen daran nichts.

Was ist das Besondere am Erdgasmarkt?

Erdgas ist der CO2-ärmste fossile Energieträger und hat eine Schlüsselrolle im Übergang zu erneuerbaren Energien. In windschwachen und sonnenarmen Zeiten und begrenzter Wasserkraft – wie im Frühjahr 2021 – werden Erdgaskraftwerke hochgefahren für die Versorgungssicherheit. Der Winter 20/21 war im Vergleich der Vorjahre zudem besonders kalt, die Heizgasnachfrage leerte die Speicher – auf der gesamten Nordhalbkugel. Im Winter 21/22 sind die Erdgasspeicher ebenfalls niedrig: im Falle einer Kältewelle werden Industrie-Großverbraucher bereits auf Notabschaltungen – gegen finanzielle Kompensation – vorbereitet.

Die hohe weltweite Nachfrage nach Erdgas – zur Auffüllung der Winterspeicher, der Gaskraftwerke, der Konjunkturerholung trifft auf ein begrenztes Lieferangebot. Die Gasquellen in Europa, besonders in England, Niederlande und Deutschland, sind weitgehend ausgebeutet. Norwegen liefert, was die Gasfelder hergeben. Nach unseren Informationen liefert Russland vertragstreu die bestellten Mengen, kann aber kurzfristig nicht beliebig erhöhen. Zudem wird viel über technische, wirtschaftliche oder politische Gründe spekuliert rund um den Lieferstart von Nord Stream 2.

Dies alles sorgt bis in den Winter 2022/23 ! für Rekordpreise. Diese Rekordpreise enthalten bereits eine Knappheitsprämie im Falle eines kalten Winters. Zudem steigen politisch gewollt die CO2-Steuern für die Verbrennung von Erdgas weiter an.

Nehmen Sie die hohen Energiepreise zum Anlass, bei Heizenergie und Stromverbrauch sparsam zu sein und Verschwendung zu vermeiden. Neutrale Energiespartipps gibt es bei den Verbraucherzentralen.

Das Zeitalter unbegrenzter, billiger, wetterunabhängiger Energie ist vorbei. Auch wenn die Preise höher und schwankungsanfälliger auf den Weltmärkten werden: Bei Bürgergas erhalten Sie weiterhin den ehrlichen Preis.

(aktualisiert Feb 2022)

Introbild: Photo by Nicholas Cappello on Unsplash